Vortragsveranstaltungen 2005

1. Dezember  Prof. Dr. Gábor Boros (Budapest)
  • Aktualität der frühneuzeitlichen Theorien der Emotionen
18. November  Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Erwin Stein (Hannover)
  • Neue Forschungsergebnisse und Nachbauten zu den Leibnizschen Rechenmaschinen 
3. November   Dr. Thomas Wallnig (Wien)
  • „... nicht so ketzerisch, wie Du denkst ...“. Johann Georg Eckhart und die protestantische Gelehrtenwelt im Dialog mit einem österreichischen Benediktiner
29. September  Prof. Dr. Jürgen Voss (Mannheim)
  • Liselotte von der Pfalz (1652-1722). Zeitgenössin und Korrespondentin von Leibniz
13. Juli   Prof. Dr. Gideon Freudenthal (Tel Aviv) 
  • Definition und Konstruktion. Salomon Maimons Kritik an Kant: Es gibt gar keine synthetischen Urteile a priori  
30. Juni   Prof. Dr. Detlef Horster (Hannover)
  • Werteverlust und Werteverfall – was sind die Gründe? 
19. Mai Prof. Dr. Steffen Dietzsch (Berlin)
  • Karl Rosenkranz und die Entdeckung des Deutschen Idealismus
17. März Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Patzig (Göttingen)
  • Wie geht man mit bioethischen Grundkonflikten um?
10. März Dr. Ralf Nielbock (Osterode am Harz)
  • Die Einhornhöhle – Friedhof des Eiszeitalters
22. Februar Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster (Mainz)
  • Rechtsethische Überlegungen zur aktiven Sterbehilfe
27. Januar Prof. Dr. Heinrich Schepers (Münster)
  • Wurzeln und Austriebe des metaphysischen Rationalismus bei Leibniz
20. Januar PD Dr. Christian Illies (Eindhoven)
  • Der unverdrängte Tod

Donnerstag, den 1. Dezember 2005
Prof. Dr. Gábor Boros (Budapest)

  • Aktualität der frühneuzeitlichen Theorien der Emotionen

Zum Vortrag:
Emotionstheorie ist ein multidisziplinäresForschungsgebiet, dessen Vertreter – Philosophen, Psychologen, Neurowissenschaftler – sich vorzugsweise auf Denker des 17. Jahrhunderts, insbesondere Descartes und Spinoza berufen. Was in den Systemen jener Denker es ermöglicht und vielleicht notwendig macht, sich ihrer heute zu bedienen, ob Inanspruchnahme wie Kritik prinzipiell berechtigt und die Möglichkeiten, die eine historische Reflexion auf seinen Gegenstand dem Forscher bietet, bereits vollständig genutzt sind, wird im Vortrag untersucht.

G. B.

Freitag, den 18. November 2005
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Erwin Stein (Hannover)

  • Neue Forschungsergebnisse und Nachbauten zu den Leibnizschen Rechenmaschinen

Zum Vortrag:
Entwurf, Konstruktion und Bau der Leibnizschen dezimalen Vier-Spezies-Rechenmaschinen – die 4/3/7-stellige erste 1673 in Paris mit Sprossenrädern für die Zahleneingabe und die 8/8/16-stellige zweite ab 1693 in Hannover mit Staffelwalzen – bedeuteten eine grundlegende Erweiterung und Neukonzeption der damaligen dezimalen mechanischen Rechenhilfsmittel. Das komplexe aber systematische, abstrakt-logische Konzept dieser Maschine hätte kaum aus vorwiegend handwerklichen Weiterentwicklungen der Maschinen von Wilhelm Schickard (verschollen seit 1623) und Blaise Pascal (1644) entstehen können. Die Funktionsweise wird im Vortrag anhand unseres Neubaus im Maßstab 2:1 und der Großmodelle im Maßstab 8:1 für die Staffelwalze und die Zehnerübertragung sowie durch Bilder erläutert. Vergleiche mit dem ebenfalls vorgestellten authentischen Nachbau der Leibniz-Maschine von Klaus Badur untermauern das Verständnis.

Von Bedeutung sind die Konstruktions- und Ausführungsmängel der Leibnizschen Originalmaschine bezüglich der vollständigen Zehnerüberträge im gesamten Zahlenbereich, und zwar die von Nikolaus J. Lehmann (Dresden) in den 80er Jahren entdeckte Notwendigkeit der von rechts nach links abnehmenden Spreizwinkel zwischen den Zweihörnern (auf Zwischenwellen der Staffelwalzen) sowie die von uns entdeckte erforderliche zusätzliche Drehung der Magna-Rota-Kurbel um ca. 87° mit anschließender Rückdrehung in unserem Nachbau, wenn man die Rechenmaschine nach Meyer zur Capellen als (zwangsläufige) kinematische Kette mit einem Freiheitsgrad, d. h. ohne Spiel versteht. In der Leibniz-Maschine können diese Mängel weitgehend durch die geniale Erfindung der Rastkerbenräder kompensiert werden; diese werden durch Flankenpressung auf die Rastkerben mittels abgerundeter Biegefedern in die erforderliche Stellung gedrückt, womit jeweils eine zusätzliche Drehung von ca. 14° der insgesamt notwendigen 36° pro Dezimalstelle erzielt wird.

In unserem neuen Nachbau im Rahmen eines DFG-Projektes von Karl Popp† und Erwin Stein (Konstruktion von Franz-Otto Kopp und Bau durch das Institut für Mechanik) wurden alle genannten Mängel korrigiert, Optimierungen maßgebender Getriebewinkel durchgeführt, die Herstellungsgenauigkeit wesentlich verbessert und eine Reihe von Sicherungselementen zur Vermeidung missbräuchlicher Bedienung eingebaut. Als Ergebnis unserer Forschung kann festgestellt werden, dass die 8/8/16-stellige Leibniz-Maschine mit den Korrekturen von Lehmann und uns im gesamten verfügbaren Zahlenbereich richtig rechnet, dass aber auch der „Trick“ einer weiteren Umdrehung der Magna-Rota-Kurbel nach Auf-Null-Stellung der Eingabezahlen zur vollständigen Zehnerübertragung führt.

Weiterhin werden die Neukonstruktion und der Neubau der von Leibniz 1679 beschriebenen dualen Rechenmaschine für Additionen und Multiplikationen, der Machina arithmeticae dyadicae, mit ihren Funktionsweisen vorgestellt. Gegenüber dem nicht zuverlässig funktionsfähigen Erstbau von 1971 durch das Deutsche Museum München nach dem Entwurf von Ludolf von Mackensen sind im Neubau die Zweierüberträge der ablaufenden Kugeln mit Hilfe von winkelförmigen (mit Spiralfedern rückgeführten) Fangearmen verwirklicht; die Federn und erforderlichen Anschläge sind jeweils auf einer Welle unter der Rechenplatine angeordnet. Diese binäre Maschine wurde vom Vortragenden konzipiert und von Gerhard Weber 2004 (mit Beiträgen von Franz-Otto Kopp und dem Vortragenden) konstruiert und weitgehend aus Acryl gebaut, und zwar als geschlossenes System. Sie rechnet richtig und robust im gesamten 7/5/12-stelligen binären Zahlenbereich und trägt – wie die neue Vier-Spezies-Rechenmaschine – unserem Anspruch an die gesamte Leibniz-Ausstellung Rechnung: „Leibniz zum Anfassen und Verstehen“.

E. S.

Donnerstag, den 3. November 2005
Dr. Thomas Wallnig (Wien)

  • „... nicht so ketzerisch, wie Du denkst ...“. Johann Georg Eckhart und die protestantische Gelehrtenwelt im Dialog mit einem österreichischen Benediktiner

Zum Vortrag:
Der Vortrag befasst sich mit dem Briefwechsel zwischen Johann Georg (von) Eckhart, dem Sekretär und Nachfolger Leibniz' als Welfischer Haushistoriograph, und Bernhard Pez, Benediktiner und Geschichtsforscher in Melk. Der Briefwechsel dauerte von 1717, also ein Jahr nach Leibniz' Tod, bis zum Jahr 1728, als Eckhart bereits konvertiert war und im Dienste des Würzburger Fürstbischofs stand. Die 33 Briefe bieten einen interessanten Einblick in das Verhältnis zwischen zwei Forschern, zugleich aber auch zwischen zwei Wissenschaftssphären in einer vorwiegend irenistisch geprägten Phase der konfessionellen Auseinandersetzung. Hier möchte der Vortrag ansetzen und, ausgehend von einer Vorstellung der beiden Korrespondenzpartner und ihrer brieflichen Netzwerke, einige allgemeine Beobachtungen zur Begegnung von protestantischer und katholischer Gelehrsamkeit im frühen 18. Jahrhundert ins Blickfeld rücken. In diesem Zusammenhang drängt sich schließlich die Frage auf, welche Rolle Leibniz im Austausch zwischen Eckhart und Pez spielte – oder eben nicht spielte.

T. W.

Donnerstag, den 29. September 2005
Prof. Dr. Jürgen Voss (Mannheim)

  • Liselotte von der Pfalz (1652-1722). Zeitgenössin und Korrespondentin von Leibniz

Zum Vortrag:
Liselotte von der Pfalz, die Herzogin von Orléans, wie sie seit ihrer Heirat 1671 hieß, hat sich durch ihre großartige Korrespondenz einen Namen gemacht. Der Vortrag behandelt, welche Rolle dabei Hannover und Leibniz einnehmen und analysiert, welche Bereiche in ihrer Korrespondenz für uns heute besonders interessant sind: Porträts von Zeitgenossen, Charakterisierung von Ländern und Völkern, Sprache und Kultur, Medizin und Naturwissenschaften, Alltagsgeschichte sowie Religion und Konfessionen.

J. V.

Mittwoch, den 13. Juli 2005
Prof. Dr. Gideon Freudenthal (Tel Aviv)

  • Definition und Konstruktion. Salomon Maimons Kritik an Kant: Es gibt gar keine synthetischen Urteile a priori

Zum Vortrag:
Kant hielt Maimon für seinen besten Kritiker, Fichte bezeugte seine „grenzenlose“ Verehrung für ihn und meinte sogar, dass durch Maimon die Kantische Kritik „völlig umgestoßen wird. Das alles hat er getan, ohne dass es jemand merkte“. Damit hat er bereits auf die Verkennung Maimons hingewiesen.

Kant behauptete bekanntlich, dass die philosophische Erkenntnis Vernunfterkenntnis aus Begriffen sei, wohingegen mathematische Erkenntnis aus der Konstruktion der Begriffe in der Anschauung gewonnen werde (KrV B 741). Deswegen gehe Mathematik den „sicheren Weg“ der Wissenschaft und bringe synthetische Sätze a priori hervor, während Philosophie im Dunklen herumtappe. Was heisst es aber, einen Begriff in der Anschauung zu konstruieren?

Salomon Maimon (1753-1800) argumentierte, dass, um einen Begriff zu konstruieren, wir eine Definition desselben und eine Konstruktionsregel brauchen. Für die beiden grundlegenden Elemente der Geometrie, für die gerade Linie und den Zirkel, haben wir jedoch entweder gar keine Definition oder keine Konstruktionsregel, die mit dem Begriff übereinstimmt. Darin zeige sich, dass Verstand und Anschauung nicht miteinander vermittelt werden können, und damit sei der Kantischen Philosophie die Basis entzogen. Maimon selbst geht daher auf Leibniz einerseits, auf Hume andererseits zurück.

G. F.

Donnerstag, den 30. Juni 2005
Prof. Dr. Detlef Horster (Hannover)

  • Werteverlust und Werteverfall – was sind die Gründe?

Zum Vortrag:
Derzeit wird in aller Breite diskutiert, ob wir von einem „Werteverfall“ bedroht sind. Benedikt XVI. warnt seit seiner Wahl zum Papst in all seinen Ansprachen und Predigten vor den Folgen der Relativierung von Werten und mahnt die Christen, das eigene Erbe kraftvoll und rein zu leben. Der Vortragende erörtert die Gründe für die Klage über den Werteverfall und fragt, ob es nicht doch objektive moralische Werte gibt.

D. H.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier als pdf-Datei (Copyright beim Autor).

Donnerstag, den 19. Mai 2005
Prof. Dr. Steffen Dietzsch (Berlin)

  • Karl Rosenkranz und die Entdeckung des Deutschen Idealismus

Zum Vortrag:
Karl Rosenkranz (1805-1879), Ordinarius für Philosophie in Königsberg seit 1833, dokumentierte als einer der ersten philosophischen Historiographen Aufstieg und Geltung des Deutschen Idealismus. So versteht und gestaltet Rosenkranz mit seiner ersten umfassenden Kant-Edition (1838-1842), seinen Hegel-Studien (1844, 1852, 1868, 1870), seinen Vorlesungen zur Philosophie Schellings (1842) und zu Goethe (1847, 1856) die deutsche litararisch-philosophische Kultur zwischen 1770 und 1830 als eine autonome, normgebende und freiheitverbürgende Bewegung der Einen Vernunft selber.

Aus der Gelehrtenrepublik Königsberg nimmt – nach Kant – durch Rosenkranz erneut ein Gründungs- und Konstitutionsdiskurs der Philosophie seinen Weg in die geistige Welt.

Wir erinnern damit an ein Doppeljubiläum: 2005 feiern wir den 750. Jahrestag der Gründung der Stadt Königsberg und den 200. Geburtstag von Karl Rosenkranz.

S. D.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier im doc-Format (Copyright beim Autor).

Donnerstag, den 17. März 2005
Prof. Dr. Dr. h. c. Günther Patzig (Göttingen)

  • Wie geht man mit bioethischen Grundkonflikten um?

Zum Vortrag:
Nach einem Rückblick auf die bisherige Diskussion in Deutschland, besonders zu Fragen des Paternalismus, der Sterbehilfe, der Hirntoddefinition, der Transplantationsmedizin, der Präimplantations-Diagnostik werden besonders die Argumente Pro und Contra hinsichtlich des Klonens zu Forschungszwecken einerseits und des Klonens zu Fortpflanzungszwecken andererseits behandelt. Dabei spielen die SKIP-Argumente für das Recht auf Leben und Menschenwürde schon der Zygote und von Embryonen vom Augenblick der Befruchtung an eine wichtige Rolle. Nach kritischer Prüfung der Stringenz dieser Argumente wird eine größere Liberalität besonders hinsichtlich der strafrechtlichen Behandlung solcher Probleme empfohlen.

G. P.

Donnerstag, den 10. März 2005
Dr. Ralf Nielbock (Osterode am Harz)

  • Die Einhornhöhle – Friedhof des Eiszeitalters

Zum Vortrag:
Abriss der Geschichte der Höhle, des gegrabenen Einhorns, der Höhlenbären und der Neandertaler: Von Cäsar über Leibniz, Goethe, Virchow, von Alten und Löns zum Landesmuseum Hannover (Grabung Jacob-Friesen 1925/26, Grabung Veil/Nielbock 1985-88) mit Bezug auf die Vorstellungen über „alte Knochen“ im 16./17. Jahrhundert und hin zu den Anfängen der wissenschaftl. Grabungen ab Beginn 19. Jh; über die neuen Aktivitäten ab 2001, Gründung des Vereins Ges. Unicornu fossile e. V. 2002 und Vorschau auf neue Projekte. Zudem: Die heutige Bedeutung der Höhle für Niedersachsen und für die Menschheitserforschung.

R. N.

Dienstag, den 22. Februar 2005
Prof. Dr. Dr. Norbert Hoerster (Mainz)

  • Rechtsethische Überlegungen zur aktiven Sterbehilfe

Zum Vortrag:
Ziel des Referates ist es, Argumente vorzustellen, die das derzeit in Deutschland geltende, bedingungslose strafrechtliche Verbot der aktiven Sterbehilfe als fragwürdig erscheinen lassen.

(1) Ein strafrechtliches Verbot läßt sich in einer weltanschaulich pluralistischen Gesellschaft nur insoweit begründen, als es ein eindeutiges Interesse der betroffenen Individuen schützt.

(2) Diese Bedingung ist erfüllt im Fall der beliebigen „Tötung auf Verlangen“: Das Individuum hat durchaus ein Interesse daran, vor einer solchen Preisgabe des eigenen Lebens geschützt zu werden, die lediglich einer vorübergehenden Laune oder Depression entspringt und deshalb bei langfristiger Betrachtung von seinem eigenen Standpunkt aus als irrational erscheinen muss.

(3) Die typische Situation der Sterbehilfe ist eine andere. Hier befindet sich das Individuum, das seine Tötung wünscht, in einem schweren und irreversiblen Leidenszustand. Der ärztliche Experte, der einen solchen Zustand festgestellt und zudem sichergestellt hat, dass der Wunsch seines Patienten auf eine freie und reifliche Überlegung zurückgeht, verletzt durch eine Sterbehilfe das wohlverstandene Interesse des Patienten nicht, sondern dient ihm.

(4) Die Behauptung, dass jede Freigabe aktiver Sterbehilfe zu einem „Dammbruch“ im allgemeinen Lebensschutz führen wird, ist nicht belegbar. Vieles spricht dafür, dass die Dunkelziffer der zu Recht strafbaren Tötungen unter Bedingungen eines rigorosen Verbots jeder aktiven Sterbehilfe keineswegs geringer ist als unter Bedingungen einer eng begrenzten Zulassung.

(5) Angesichts der in unserem Staat inzwischen weitgehend geduldeten Formen der passiven Sterbehilfe, der indirekten Sterbehilfe und der Beihilfe zur Selbsttötung erscheint die gegenwärtige Rechtslage mit ihrem Verbot der aktiven Sterbehilfe als ein halbherziger Kompromiss.

N. H.

Donnerstag, den 27. Januar 2005
Prof. Dr. Heinrich Schepers (Münster)

  • Wurzeln und Austriebe des metaphysischen Rationalismus bei Leibniz

Zum Vortrag:
Um Leibniz’ Rationalismus zu verstehen, genügt es nicht, ihn in Opposition zu Lockes Empirismus zu setzen. Es sind vielmehr die grundsätzlichen Annahmen und seine Modallogik, auf die schon der frühe Leibniz seine rationalistische Metaphysik gründet; Annahmen, die leicht zu begreifen sind, aber Leibniz zu hypertrophen, trotz ihrer Rationalität schwer nachvollziehbaren Konsequenzen zwangen. Wie etwa zu der These, dass es in Wirklichkeit nichts als Monaden gibt, von denen jede auf ihre Weise die ganze Welt spiegelt, anders gesagt, die ganze Welt anteilig in Freiheit erzeugt. Die Anerkennung eingeborener Ideen ist eine natürliche Folge seines, wie ich es nennen möchte, konstitutiven Konzeptualismus, demzufolge sie die Disposition des menschlichen Verstandes ausmachen.

H. S.

Donnerstag, den 20. Januar 2005
PD Dr. Christian Illies (Eindhoven)

  • Der unverdrängte Tod

Zum Vortrag:
In seiner großen Studie zum geschichtlichen Wandel des Todesverständnisses charakterisiert Philipp Ariès die Gegenwart als eine Zeit der Verdrängung; der Tod werde tabuisiert. Doch das scheint sich gewandelt zu haben: Nach neuesten Erhebungen hat ein durchschnittlicher 14jähriger Junge in Deutschland in seinem Leben etwa 15.000 Tote und Morde in Filmen und Computerspielen erlebt. Der Vortrag deutet diese Entwicklung aus philosophischer Sicht, indem er sowohl die Verdrängung als auch die jüngste mediale Wiederkehr des Todes in einen Zusammenhang mit dem menschlichen Selbstverständnis stellt. Für den Menschen der Moderne, der sich als alles gestaltender Homo faber sieht, musste der Tod das unbeherrschbare und daher unerträgliche Skandalon sein. Der mediale Tod ist aber in einem ganz anderen Sinne verfügbar – und wird so wieder erträglich.

C. I.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier als rtf-Datei (Copyright beim Autor).

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