Jahresvortrag der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft
Prof. Dr. Enrico Pasini (Rom):
"Ein Entwurf meiner Dynamiken, den ich in Italien entworfen hatte": Leibnizens dynamisches Opus von 1689.
mehr lesenProf. Dr. Enrico Pasini (Rom):
"Ein Entwurf meiner Dynamiken, den ich in Italien entworfen hatte": Leibnizens dynamisches Opus von 1689.
mehr lesen12.00 Uhr in der Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis.
mehr lesen15. November | Prof. Dr. Klaus Erich Kaehler (Köln):
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12. September | Prof. Dr. Ernst R. Sandvoss (St. Ingbert):
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18. Juni | Dr. Gad Freudenthal (Paris):
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13. Juni | Dr. Stephen Johnston (Oxford):
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6. Juni | Prof. Dr. Georg Meggle (Leipzig):
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30. Mai | PD Dr. Hans Pfefferer-Wolf (Hannover):
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28. März | Prof. Dr. Dr. Franz Schupp (Paderborn):
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29. Januar | Prof. Dr. Arnold Ganser (Hannover):
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Freitag, den 15. November 2002
Prof. Dr. Klaus Erich Kaehler (Köln):
Zum Vortrag:
Die ästhetische Moderne nötigt die philosophische Reflexion von Kunst zur radikalen Selbstkritik und Selbstüberschreitung. Eine solche negative Selbstbezüglichkeit liegt der philosophischen Ästhetik jedoch von Anfang an zugrunde. Ihr philosophischer Höhepunkt in der Ästhetik Hegels macht diese innere, wesentliche Krise gerade erst völlig offenbar, indem er sie nämlich auf grandios-einseitige Weise zur Entscheidung bringt.
K. E. K.
Donnerstag, den 12. September 2002
Prof. Dr. Ernst R. Sandvoss (St. Ingbert):
Zum Vortrag:
Nach einem kurzen Rückblick auf die Anfänge der Raumfahrt sollen aus philosophischer Sicht gegenwärtige Tendenzen und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Raumfahrt dargelegt und ihre Rückwirkungen auf die Weiterentwicklung des Menschen erörtert werden, wobei der Begriff homo spaciens keine Neuformulierung des Vortragenden ist, sondern aus Frank Whites vielbeachtetem Buch Der Overview Effect übernommen wurde.
E. R. S.
Dienstag, den 18. Juni 2002
Dr. Gad Freudenthal (Paris):
Zum Vortrag:
Seit dem 12. Jahrhundert haben sich jüdische Intellektuelle in Spanien und der Provence die großen Schätze der griechisch-arabischen Wissenschaften und Philosophie angeeignet. Dieser Prozess der kulturellen Übertragung bekam einen enormen Anschub durch die religiöse Legitimierung wissenschaftlicher Studien durch Moses Maimonides (ca. 1135-1204) und soll in der ersten Hälfte des Vortrags geschildert werden. Nach der Vertreibung der Juden aus Spanien (1492) ließ die Beschäftigung mit den Wissenschaften nach, und Juden wandten sich vor allem dem Studium des Talmuds und der Kabbalah zu. Als jedoch gewisse jüdische Kreise seit dem frühen 18. Jahrhundert in Osteuropa das Studium der modernen Wissenschaften befördern wollten, geschah dies durch die Wiederveröffentlichung mittelalterlicher wissenschaftlicher und philosophischer Texte, die mit eigenen Kommentaren nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen versehen wurden. Zu den ersten Kommentatoren zählte Rabbi Israel von Zamosc (1700-1773), der zwischen 1741 und 1765 in Berlin wirkte und dessen Leben und Werk im zweiten Teil des Vortrags beschrieben werden soll. Im Gegensatz also zur europäischen christlichen Aufklärung, die einen Krieg gegen die mittelalterliche Wissenschaft führte (Francis Bacon, Descartes), benutzte die jüdische Aufklärung (Haskalah) gerade die mittelalterliche jüdische Literatur, um ihre eigenen rationalistischen Positionen zu rechtfertigen.
G. F.
Donnerstag, den 13. Juni 2002
Dr. Stephen Johnston (Oxford):
Zum Vortrag:
How and why did people come to accept Copernicus when there no universally agreed empirical support for heliocentrism? I want to investigate the extent to which being a bit 'ignorant' (of Renaissance philosophy and learning) helped in this process. Was it easier for artisans and practitioners to accept Copernicus than scholars?
S. J.
Donnerstag, den 6. Juni 2002
Prof. Dr. Georg Meggle (Leipzig):
Zum Vortrag:
Was ist Terrorismus? Was muss jemand tun oder planen, damit er zu Recht als Terrorist gilt? Kann man Terroristische Aktionen verstehen? Oder handelt, wer terroristisch agiert, per se irrational? Was ist es an Terroristischen Akten, was sie, wie es heißt: „für uns alle“ so verwerflich macht? Ist Terrorismus etwas an sich Böses? Oder sind Fälle zumindest denkbar, in denen terroristisches Handeln rechtfertigbar wäre? Und schließlich: Ist im Kampf gegen den Terrorismus alles erlaubt? Auch Gegen-Terror? Auch Kriege?
Das sind die Fragen, die ich stelle; und auf diese Fragen werde ich auch eine Antwort geben.
G. M.
Donnerstag, den 30. Mai 2002
PD Dr. Hans Pfefferer-Wolf (Hannover):
Zum Vortrag:
Die Frage nach dem Sozialen ist in unserer Gesellschaft - und nicht nur in der unseren - seit geraumer Zeit prekär. Dies hat sich als problematisch erwiesen für eine Psychiatrie, die sich als soziale versteht. Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich in unserem Land, wie auch in anderen europäischen Ländern, eine Reform der Psychiatrie entwickelt, die unterschiedlich weit gedeihen konnte.
Auf dem Hintergrund der problematischen Frage nach dem Sozialen wird die gegenwärtige Gestalt und Perspektive der Sozialpsychiatrie erörtert. Und dies zumal hier in Hannover, das in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eines der Zentren der Psychiatriereform darstellte.
H. P.-W.
Donnerstag, den 28. März 2002
Prof. Dr. Dr. Franz Schupp (Paderborn):
Zum Vortrag:
Bei der gegenwärtigen Problematik der Verhältnisbestimmung der sog. „westlichen Welt“ zur sog. „islamischen Welt“ wird zu wenig die historische Dimension berücksichtigt. Die Wurzeln der aktuellen Problematik gehen jedoch jedenfalls bis in das 13./14. Jahrhundert zurück, und ohne ein Verständnis dieser Wurzeln ist auch die aktuelle Situation nicht adäquat begreifbar. Vom 9.-12. Jahrhundert stand die islamische Kultur unter prägendem Einfluss der griechischen Logik und Wissenschaft, was eine Verhältnisbestimmung dieser Bereiche zu den Lehren des Korans erforderte. Dies führte zu durchaus positiven, aber auch gelegentlich problematischen Lösungsvorschlägen, die auch gesellschaftliche und politische Konsequenzen hatten. Dies soll an einigen Beispielen gezeigt werden, es soll aber auch gefragt werden, was das Ende dieser griechisch-islamischen Kultur - die damals die führende Kultur der Welt darstellte - verursacht hat.
F. S.
Dienstag, den 29. Januar 2002
Prof. Dr. Arnold Ganser (Hannover):
Zum Vortrag:
Es werden rechtliche und standesrechtliche Aspekte zur aktiven, passiven und indirekten Sterbehilfe thematisiert. Durch die Erfolge der Medizin sind Ängste vor einer menschenunwürdigen gewaltsamen Lebensverlängerung geweckt worden, die den Wunsch nach Selbstbestimmung bis hin zum Recht auf die Bestimmung des eigenen Todeszeitpunkts motivieren. Die heutige Situation ist durch den Abschied von der paternalistischen Arzt-Patienten-Beziehung gekennzeichnet, der autonome Wille des Patienten darf jedoch nicht dazu führen, dass dem Arzt ein Handeln gegen seine eigene Selbstbestimmung abverlangt wird: Der Patientenwille darf vom Arzt keine rechtswidrigen Handlungen einfordern oder ihn zu einem Handeln gegen die eigene Moral verleiten wollen - im Konfliktfall hätte der Arzt hier den Patienten an einen Kollegen abzugeben; beim nicht einwilligungsfähigen Patienten entscheidet der mutmaßliche Wille, besser aber die Patientenverfügung.
Ca. 80 % der Patienten, die aktive Sterbehilfe in Anspruch nehmen, leiden an Krebserkrankungen - in den Niederlanden waren 1995 ca. 3200 Fälle aktiver Sterbehilfe (davon ca. 900 ohne Äußerung des Patienten) und ca. 400 Fälle von ärztlich unterstützter Selbsttötung (physician's assisted suicide) bekannt. Die Höhe des Anteils an Tumorpatienten und die Häufigkeit der nicht freiwilligen Euthanasie sind nach Auffassung des Referenten Ausdruck nicht ausreichender palliativmedizinischer Möglichkeiten. Es bleibt auch zu konstatieren, dass die Bereitschaft eines Arztes zur aktiven Sterbehilfe von seiner Weltanschauung abhängt.
In Deutschland bestehen seit 1988 Richtlinien der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung, die dem Patienten ein Leben und Sterben in Würde ermöglichen. Sie helfen bei der Entscheidungsfindung, ohne dem Arzt die Entscheidung in einer konkreten Situation abzunehmen - die Richtlinien lehnen eine aktive Sterbehilfe eindeutig ab und thematisieren das Recht des Patienten auf Behandlung, Pflege und Zuwendung, das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein, die Verpflichtung zur wahrheitsgemäßen Unterrichtung des Patienten sowie die Berücksichtigung des Patientenwillens bzw. des mutmaßlichen Patientenwillens.
Antwort auf die Euthanasiefrage liefert nach Auffassung des Referenten die Palliativmedizin, d. h. die (Lehre der) Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren, weit fortgeschrittenen und fortschreitenden Erkrankung mit dem Hauptziel der Verbesserung der Lebensqualität. Die Palliativmedizin ist eng mit der Hospizbewegung verbunden und als Lebenshilfe anzusehen: Sie sollte die Frage nach Euthanasie überflüssig werden lassen.
A. G.