Vortragsveranstaltungen 2015

13. NovemberProf. Rolf Wernstedt (Hannover)
  • Die Erinnerung an den Soldatentod als politisches und ethisches Problem
15. OktoberDr. Michael Wenzel (Wolfenbüttel)
  • Principi grandi [...] anno fatte grandissime [...] instanze, per avere il mio Ritratto – Leibniz und Magliabecchi im Porträt
3. SeptemberPD Dr. Hartmut Hecht (Berlin)
  • G. W. Leibniz, Physik in der besten aller möglichen Welten
21. JuliProf. Dr. Torsten Wilholt (Hannover)
  • Wahrheit - zur Verteidigung eines harmlosen Begriffs
19. MaiProf. Dr. Peter Nickl (Hannover)
  • Habitus - oder wie das Gute leicht wird
9. AprilProf. Dr. Nicole Karafyllis (Braunschweig)
  • Freundschaft in prekären Zeiten:
    Die Philosophen Willy Moog (1888-1935) und Herman Schmalenbach (1885-1950)
    und ihr Wirken in Braunschweig und Hannover
12. MärzProf. Dr. Ulrich Menzel (Braunschweig)
  • Hitler als Professor oder Regierungsrat?
24. Februar Prof. Dr. Thomas Sonar (Braunschweig)
  • Zur Geschichte des Prioritätsstreits zwischen Leibniz und Newton
20. Januar Prof. Dr. Wenchao Li (Hannover/Potsdam)
  • Konfuzius in der deutschen Frühaufklärung

Freitag, den 13. November 2015

Prof. Rolf Wernstedt (Hannover)

  • Die Erinnerung an den Soldatentod als politisches und ethisches Problem

Zum Vortrag:
Es ist politisch und moralisch nicht schwer, sich in der Erinnerung an die Opfer politischer Herrschaft und grausamer Kriege mit den Opfern zu identifizieren. Das ist in jeder Hinsicht richtig und im Respekt vor den Toten auch notwendig. Wie geht man aber mit den Soldaten um, die beispielsweise im Zweiten Weltkrieg auf deutscher Seite gekämpft haben? Der Zweite Weltkrieg war ein vom nationalsozialistischen Deutschland begonnener Eroberungs- und im Osten Vernichtungskrieg.

Waren die auf deutscher Seite kämpfenden Truppen alle Täter oder Opfer oder beides zugleich? Welche Wertungen stehen uns zu, wenn wir die moralische Qualität der 13 Millionen unter deutschen Waffen stehenden Soldaten beurteilen wollen? Welche Folgerungen zieht man aus der Tatsache, dass es Teile der Wehrmacht gab, die sich an Verbrechen beteiligt haben? Wie geht man mit den Kriegsverbrechen anderer Armeen um, ohne die politischen Verantwortlichkeiten zu verwischen? Wie entgeht man der verheerenden Situation nach dem Ersten Weltkrieg, als es nicht gelang, die schrecklichen Erlebnisse des Krieges in wirksame Friedenspolitik zu verwandeln, sondern die Erinnerung an die toten Soldaten zu neuer Kriegsvorbereitung missbraucht wurde?

Es ist von höchstem politischen Interesse, dazu eine qualifizierte Meinung zu entwickeln, weil damit das heutige Selbstverständnis unseres Landes und Europas berührt wird.

R. W.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier als pdf-Datei (Copyright beim Autor).

Donnerstag, den 15. Oktober 2015

Dr. Michael Wenzel (Wolfenbüttel)

  • Principi grandi [...] anno fatte grandissime [...] instanze, per avere il mio Ritratto – Leibniz und Magliabecchi im Porträt

Zum Vortrag:
Die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel bewahrt Porträts zahlreicher Gelehrter und Bibliothekare, Bücherliebhaber und „Bücherbesessener“, darunter solche von Leibniz und von dem Florentiner Bibliophilen Antonio Magliabecchi (1633-1714). Der Kontrast könnte größer nicht sein: Während Leibniz in seinen Bildnissen die Würde und Gemessenheit des aristokratischen Standesporträts sucht und sich auf den ersten Blick äußerst konventionell gibt, sprengt der exzentrische Italiener jegliche überkommene Normen, zeigt sich unrasiert, mit wirrem Haar und leicht geöffnetem Mund, der mitunter eine Zahnlücke entblößt.

Der Vortrag möchte zunächst das Leben des ungewöhnlichen italienischen Gelehrten vorstellen und die Austauschprozesse von Bildnissen innerhalb der Gelehrtenrepublik am Beispiel von Leibniz und Magliabecchi nachzeichnen, um daraufhin die unterschiedlichen Modalitäten dieser beiden Typen von Gelehrtenbildnissen zu erläutern. Insbesondere auf die Normbrüche in den Darstellungen Magliabecchis wird ein besonderes Gewicht gelegt und nach ihren Beziehungen zum Verhältnis von Überzeichnung und Wahrhaftigkeit in der barocken Karikaturtheorie gefragt.

M. W.

 

Donnerstag, den 3. September 2015

PD Dr. Hartmut Hecht (Berlin)

  • G. W. Leibniz, Physik in der besten aller möglichen Welten

Zum Vortrag:
Der Beginn der Arbeiten zur Edition der naturwissenschaftlichen Schriften von Leibniz im Rahmen der Akademie-Ausgabe dokumentiert ein weitgefächertes und anhaltendes Interesse Leibniz’ an Themen der Physik. Dessen ungeachtet hat er in der Geschichte dieser Wissenschaft kaum eine Rolle gespielt. Eine Ausnahme bilden allenfalls seine Arbeiten im Vorfeld der Formulierung des Energieerhaltungssatzes. Im Vortrag werden einige Gründe für diese aus Sicht der heutigen Quellenlage offensichtliche Diskrepanz erörtert. Es wird gezeigt, dass Leibniz einen zu Newton alternativen Physikansatz ausgearbeitet hat. In diesem Zusammenhang wird die physikalische Bedeutung des leibnizschen Problems der Wahl der besten aller möglichen Welten diskutiert, und es werden aktuelle Probleme skizziert, in denen sich dieses methodologische Prinzip auch heute bewährt.

H. H.

 

Dienstag, den 21. Juli 2015

Prof. Dr. Torsten Wilholt (Hannover)

  • Wahrheit - zur Verteidigung eines harmlosen Begriffs

Zum Vortrag:
Während viele Philosophen die Ausdrücke „Wahrheit“ und „wahr“ mit großer Selbstverständlichkeit verwenden, werden diese in manchen philosophischen Diskursen und besonders in vielen Geistes- und Sozialwissenschaften peinlichst gemieden. Dies liegt an einer Gemengelage aus „erkenntnistheoretischen“ und „politischen“ Vorbehalten gegen den Wahrheitsbegriff. Im Vortrag sollen die Motive hinter diesen Vorbehalten untersucht werden. Ziel wird es sein, diese Motive ernst zu nehmen und dennoch für eine genaue, aber unverzagte Anwendung des Wahrheitsbegriffs zu werben. Versteht man ihn hinreichend präzise, so ist er weder erkenntnistheoretisch noch politisch diskreditiert.

T. W.

 

Dienstag, den 19. Mai 2015

Prof. Dr. Peter Nickl (Hannover)

  • Habitus - oder wie das Gute leicht wird

Zum Vortrag:
„Habitus“ ist ein Zentralbegriff der aristotelischen und scholastischen Anthropologie. Er bezeichnet die Verklammerung der affektiven und rationalen Kräfte des Menschen. Steht diese unter der Herrschaft der Vernunft, spricht man von Tugend – einer habituellen, quasi natürlichen Bereitschaft zum Guten. Luther hat aus theologischen, Descartes aus philosophischen Gründen den Habitus-Begriff verabschiedet. Wie steht Leibniz dazu? Die Sache (wenn auch nicht den Begriff) des Habitus, nämlich eine harmonische Persönlichkeitsbildung, in der Gefühl und Vernunft zu ihrem Recht kommen, hat etwa Schiller mit seiner Rede von der „schönen Seele“ im Auge gehabt. Die Renaissance der Tugendethik der letzten Jahrzehnte hat nicht zu einer Wiederentdeckung des Habitus-Begriffs geführt (Ausnahme: Peter Sloterdijk). Woran liegt das?

P. N.

 

Donnerstag, den 9. April 2015

Prof. Dr. Nicole Karafyllis (Braunschweig)

  • Freundschaft in prekären Zeiten:
    Die Philosophen Willy Moog (1888-1935) und Herman Schmalenbach (1885-1950)
    und ihr Wirken in Braunschweig und Hannover

Zum Vortrag:
Der Philosophiehistoriker Willy Moog und der Phänomenologe und Leibniz-Forscher Herman Schmalenbach kannten sich seit der hessischen Schulzeit. In den 1920er Jahren lehrten beide als Professoren im heutigen Niedersachsen, u. a. an den Technischen Hochschulen in Braunschweig und Hannover. Ihre Namen sind heute weitgehend vergessen, weshalb im Vortrag ihr Leben und Werk aufgrund aktueller Rechercheergebnisse vorgestellt werden soll. Die politischen Transformationen von der Kaiserzeit über die Teilnahme am Ersten Weltkrieg bis in die NS-Zeit stellten sich den Philosophen nicht nur als philosophische, sondern auch als persönliche Herausforderungen. Nach elf Jahren engagierter Tätigkeit ertränkte sich Willy Moog am 24. Oktober 1935 in Braunschweig in der Oker, Herman Schmalenbach wechselte 1931 nach Basel. Was hat beide bewegt? Wozu haben sie gelehrt und geschrieben? Im Mittelpunkt stehen die Biographien zweier philosophischer Persönlichkeiten, die mit beispielhafter Haltung versucht haben, zwischen den Extremen ihrer Zeit zu vermitteln und für Orientierung zu sorgen.

N. K.

 

Donnerstag, den 12. März 2015

Prof. Dr. Ulrich Menzel (Braunschweig)

  • Hitler als Professor oder Regierungsrat?

Zum Vortrag:
Der staatenlose „Führer“ wurde im Februar 1932 im Freistaat Braunschweig eingebürgert, um gegen Hindenburg zur Reichspräsidentenwahl kandidieren zu können. Dazu musste er zuvor zum Beamten ernannt werden, was nur in Braunschweig möglich war. Im Vortrag wird die These vertreten, dass die Einbürgerung Hitlers die entscheidende Weichenstellung zur „Machtergreifung“ im Januar 1933 lieferte und dass Hitler sich später dankbar gezeigt hat durch den Modernisierungsschub, den die Region von Wolfsburg bis Salzgitter in den 1930er Jahren erfahren hat.

U. M.

 

 

Dienstag, den 24. Februar 2015

Prof. Dr. Thomas Sonar (Braunschweig)

  • Zur Geschichte des Prioritätsstreits zwischen Leibniz und Newton

Zum Vortrag:
Der Streit um die Priorität der Entdeckung der Differenzial- und Integralrechnung überschattete Leibnizens letzte Lebensjahre. Dabei begann alles sehr entspannt und in gegenseitiger Achtung, schlug aber auf Newtons Seite in den 1690er Jahren in blanken Hass um. Der Vortrag zeichnet die Vorgeschichte des Streits nach, beleuchtet zudem die Nebenkriegsschauplätze wie Leibnizens seltsames Verhalten bei der Besprechung der Principia und geht auch auf die lange Nachwirkungsgeschichte ein, die England mathematisch bis ins 19. Jahrhundert zurückwarf.

T. S.

 

Dienstag, den 20. Januar 2015

Prof. Dr. Wenchao Li (Hannover/Potsdam)

  • Konfuzius in der deutschen Frühaufklärung

Zum Vortrag:
Chinas Aufstieg verlangt nach Erklärungen! Dazu wird oft, zumal im Westen, der Name Konfuzius (551-479 v. Chr.) bemüht. Vor diesem Hintergrund kann sich ein Rückblick auf die Leibniz-Zeit lohnen, denn schon damals wurde die Lehre des Konfuzius dazu verwendet, um die Moralität der „Heiden“ zu erklären und das angeblich blühende, friedfertige Staatswesen Chinas zu begründen. Manche der dabei entstandenen Deutungsmuster, Vorurteile wie Missverständnisse wirkten noch lange Zeit, bis in die Gegenwart hinein, nach.

Der Vortrag skizziert das breite historische Spektrum dieses Rezeptionsprozesses, im Fokus steht das Konfuzius-Bild bei G. W. Leibniz (1646-1716), Chr. Thomasius (1655-1728), Chr. Wolff (1690-1753) und G. Bernhard Bilfinger (1693-1750).

W. L.

Der Referent hat uns den vollständigen Text des Vortrags zur Verfügung gestellt – Sie finden ihn hier als pdf-Datei (Copyright beim Autor).

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