Vernetzt mit Leibniz - Die Korrespondenzen
DONNERSTAG, 27. März 2025, 17.00 Uhr
mehr lesenDONNERSTAG, 27. März 2025, 17.00 Uhr
mehr lesenProf. Dr. Axel Haverich:
Zurück zur Gesundheit – Was hätte uns Leibniz vorgeschlagen?
mehr lesen18. Dezember 2008 | Prof. Dr. Hans Günter Dosch (Heidelberg)
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21. November | Dr. Hartmut Rudolph (Hannover)
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11. September | Prof. Dr. Gideon Freudenthal (Tel Aviv)
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31. Mai | Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Robert Spaemann (München)
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27. März | Prof. Dr. Heinrich Schepers (Münster)
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17. Januar | Dr. Alfred Schröcker (Wunstorf)
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Donnerstag, den 18. Dezember 2008
Prof. Dr. Hans Günter Dosch (Heidelberg)
Zum Vortrag:
In jüngster Zeit wird von Neurophysiologen immer wieder auf die Relevanz der Neurowissenschaften für erkenntnistheoretische und ethische Fragen hingewiesen. In meinem Vortrag versuche ich zu zeigen, dass auf der Suche nach einer Philosophie der Neurowissenschaften sich gerade die Seelenlehre von Leibniz als eine erfolgversprechende Basis anbietet.
Nach einer kurzen Schilderung der für diese Überlegungen wesentlichen Elemente der Leibnizschen Seelenlehre und deren enger Beziehung zu seiner Dynamik zeige ich an zwei Ergebnissen neurophysiologischer Experimente die Tragfähigkeit des Leibnizschen Ansatzes.
H. G. D.
Freitag, den 21. November 2008
Dr. Hartmut Rudolph (Hannover)
Zum Vortrag:
Daniel Ernst Jablonski (1660-1741), ein Enkel des tschechischen Philosophen, Theologen und Pädagogen Johann Amos Comenius, zählt zu den bedeutenden Gestalten der europäischen Frühaufklärung. Wie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) war er Teil eines Netzwerkes europäischer Gelehrsamkeit; seine Verbindungen reichten von England bis nach Russland; als einflussreicher reformierter Hofprediger in Berlin und als Bischof der Böhmischen Brüder trat er für verfolgte religiöse Minderheiten in Europa ein. Zwei Projekte führten ihn mit Leibniz zusammen: die Gründung der Preußischen Akademie der Wissenschaften und der Versuch, die getrennten protestantischen Konfessionen (Lutheraner und Reformierte/Calvinisten) zu vereinen. Im Vortrag wird nach Grundlagen und Motiven beider Persönlichkeiten gefragt und auch ein Blick darauf geworfen, inwieweit sich ihre jeweiligen wissenschafts- und kirchenpolitischen Intentionen in den nachfolgenden Jahrhunderten als tragfähig erwiesen haben.
H. R.
Donnerstag, den 11. September 2008
Prof. Dr. Gideon Freudenthal (Tel Aviv)
Zum Vortrag:
Moses Mendelssohn (1725-1786) galt zu seinen Lebzeiten als wichtigster deutscher und jüdischer Aufklärer. Er legte seine Religionsphilosophie in seinem Jerusalem oder über religiöse Macht und Judentum (1783) dar. In diesem Werk tritt Mendelssohn einerseits für eine strikte Trennung zwischen Staat und Kirche ein, andererseits entwickelt er (im zweiten Teil) auch seine Auffassung des Judentums. Dieser Teil des Werkes ist immer wieder kritisiert worden. Mendelssohn behauptet, dass die „natürliche Religion“ (Anerkennung der Existenz Gottes, Vorsehung und Belohnung und Strafe) allein mit gesundem Menschenverstand für wahr erkannt werden könne, und daher sei auch die ewige Glückseligkeit unabhängig von jeglicher geoffenbarten Religion. Wenn dem aber so sei, so meinen die Kritiker, warum begnügte sich Mendelssohn nicht mit dieser natürlichen Religion, sondern bestand darauf, dem Judentum die Treue zu halten? In Jerusalem argumentierte Mendelssohn, dass das jüdische „Zeremonialgesetz“ den Abfall in Idolatrie verhindere. Diese These Mendelssohns gründet in seiner Zeichentheorie und ist nicht verstanden worden. In meinem Vortrag möchte ich diese Theorie entwickeln und anhand von Mendelssohns Kommentar zum Exodus ihren Beitrag zu Mendelssohns Theorie der Idolatrie und daher zur Daseinsberechtigung des Judentums aufzeigen.
G. F.
Sonnabend, den 31. Mai 2008
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Robert Spaemann (München)
Zum Vortrag:
Die Rede von Seelen ist in Misskredit geraten. Der Materialismus, der reduktionistische wie der nichtreduktionistische, versucht, die Seele ersatzlos zu streichen und die ihr zugeschriebenen Zustände und Tätigkeiten als physiologische zu erweisen. Der prekäre philosophische Status der Seele rührt vor allem her von der Hypostasierung einer unabhängigen Seelensubstanz durch Descartes, die auf schwer erklärbare Weise mit einer Körpersubstanz verbunden sein und mit dieser den Menschen ausmachen soll. Kant hat mit gewichtigen Argumenten den Gedanken einer solchen Seelensubstanz als Paralogismus kritisiert. Diese Kritik hat, zusammen mit Humes Argument der Unerfahrbarkeit einer solchen Substanz, dem Festhalten an ihr innerhalb der Philosophie die Respektabilität genommen.
Der Gedanke der Unsterblichkeit der Seele ist der Gedanke, dass auch die endliche Partizipation an Sinn, also Transzendenz, da sie keine Funktion organischer Selbsterhaltung ist, mit dieser nicht zugrunde geht. Die Unsterblichkeit der Seele ist ein Postulat der Liebe und ein Postulat mit Bezug auf die Liebe, die ihr eigenes Ende nicht denken will, weil sie es nicht denken kann, ohne ihre eigene Idee zu destruieren.
R. S.
Donnerstag, den 27. März 2008
Prof. Dr. Heinrich Schepers (Münster)
Zum Vortrag:
Als Leibniz im letzten Jahr seines Lebens in seiner Auseinandersetzung mit Samuel Clarke der von Newton vertretenen Theorie eines absoluten Raumes und einer absoluten Zeit seine Auffassungen entgegenstellte, waren diese bei ihm schon lange ausgereift, wenn auch nicht von ihm zusammenfassend niedergeschrieben worden.
Leibniz’ Theorie wurzelte stark in seiner in ihren Grundzügen geheimgehaltenen Metaphysik, für die er bei Newton und Clarke kein Verständnis erwarten konnte. So beschränkte er sich darauf, alles auf den Satz vom Grund zurückzuführen, kam aber selbst damit nicht an.
Man kann sich nur Klarheit über Leibniz’ Begriffe von Raum und Zeit verschaffen, indem man seinen verstreuten Äußerungen und Definitionen nachgeht und sie in Verbindung bringt mit seinen Grundauffassungen über die Natur der singulären Substanzen, die sich und perspektivisch ihre Welt, ohne aufeinander Einfluss zu nehmen, durch ihre freien Handlungen konstituieren. Die Folge beziehungsweise das Nebeneinander dieser Handlungen sind es, die die Ordnungen ausmachen, die wir als Zeit und Raum begreifen, sowohl für alles Existierende wie auch für alles nur möglich Gebliebene.
Es ist diese allumfassende Einbettung seiner Theorie von Zeit und Raum in eine bis dahin unerhörte Metaphysik der individualisierten Possibilien, die sich im Geiste Gottes frei entfalten, bevor der göttliche Wille beschließt, die beste der von ihnen gebildeten Welten zur Existenz zu bringen, die Leibniz nicht zu veröffentlichen wagte.
H. S.
Donnerstag, den 17. Januar 2008
Dr. Alfred Schröcker (Wunstorf)
Zum Vortrag:
Johann Christian Kestner (1741-1800) ist bekannt als Ehemann der Charlotte Buff und somit auch als der vernünftige „Albert“ in Goethes Leiden des jungen Werther, etwas weniger als langjähriger Korrespondent Goethes, am wenigsten als Vater der mit acht erfolgreichen Söhnen einflussreichen Familie, darunter auch der Diplomat und Kunstsammler August Kestner, auf den das Kestner-Museum Hannover zurückgeht.
Im Nachlass Kestner (Stadtarchiv Hannover) sind trotz schwerer Kriegsschäden zahlreiche Manuskripte des jungen Johann Christian Kestner erhalten (1760-1767). Sie ergeben ein detailliertes Bild darüber, wie Aufklärung bei diesem Sohn eines führenden hannoverschen Verwaltungsbeamten (Johann Hermann Kestner war Geheimer Sekretär) ankommt.
Kestner hat sich in jungen Jahren vor allem für Literatur und Geschichte interessiert, in keiner Weise für Philosophie. So hat er in dieser Zeit kaum Philosophen gelesen, weder Leibniz, Wolff und seine Schüler noch den frühen Kant, schon gar nicht Voltaire oder Rousseau, dagegen La Bruyères „Charaktere“ und Lockes Erziehungsbuch, also keine Theorie. Diese Situation bietet uns heute die Möglichkeit, am konkreten Fall Johann Christian Kestner zu prüfen, welches Gedankengut der Aufklärung gerade bei einem nicht an Philosophie interessierten jungen hannoverschen Bürger kurz nach der Mitte des 18. Jahrhunderts angekommen ist. Dabei stellt sich heraus, dass bei Kestner wesentliche Grundzüge aufklärerischen Denkens wie selbstständiges Denken und Hinterfragen, wesentliche Rolle von Nutzen, von Erfahrung u. a. vorhanden sind, die er konkret und eigenständig in unterschiedlichen Bereichen wie Moral, Pädagogik, Medizin oder Physiognomik anwendet.
A. S.