Vernetzt mit Leibniz - Die Korrespondenzen
DONNERSTAG, 27. März 2025, 17.00 Uhr
mehr lesenDONNERSTAG, 27. März 2025, 17.00 Uhr
mehr lesenProf. Dr. Axel Haverich:
Zurück zur Gesundheit – Was hätte uns Leibniz vorgeschlagen?
mehr lesen8. Dezember | Dr. Heinz-Jürgen Heß / Dr. James G. O'Hara/ Dr. Siegmund Probst (Hannover):
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12. November | Prof. Dr. Hans Poser (Berlin):
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14. Oktober | Prof. Dr. Oskar Negt (Hannover):
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17. Juli | Prof. Dr. Dr. h. c. Konrad Cramer (Göttingen):
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26. Juni | Prof. Dr. Dirk Hoeges (Hannover):
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15. Mai | Prof. Dr. Marcelo Dascal (Tel Aviv / Leipzig):
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8. Mai | Prof. Dr. Helmut Pfeiffer (Hannover):
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10. April | Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Korff (Hannover):
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27. Februar | Catherine Atkinson (Hannover):
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Montag, den 8. Dezember 2003
Dr. Heinz-Jürgen Heß / Dr. James G. O'Hara / Dr. Siegmund Probst (Hannover):
Zum Vortrag:
Die beiden in diesem Jahr erschienenen neuen Bände der Leibniz-Gesamtausgabe werden vorgestellt. Der Vortrag wendet sich an alle Leibniz-Interessierten und setzt keine speziellen Fachkenntnisse voraus.
Im ersten Teil des Vortrags wird eine besonders produktive Phase (1690-1693) in Leibniz' mathematischer Tätigkeit im Spiegel seiner Korrespondenz dargestellt. Im öffentlich ausgetragenen Wettstreiten der europäischen Mathematiker geht es um die Lösung dreier berühmter Probleme, die von Jacob Bernoulli, Vincenzo Viviani und Johann Bernoulli gestellt und außer von Leibniz nur von wenigen Mathematikern gelöst werden können.
Der zweite Teil des Vortrags wendet sich medizinischen und technischen Themen aus Leibniz' Korrespondenz zu. In Leibniz' Korrespondenz mit Ramazzini, dem Vater der Arbeitsmedizin, werden Überlegungen zu Malaria- und Typhusepidemien erörtert und ein Zusammenhang mit der Missbildung und Sterblichkeit von Säuglingen vermutet. Auf dem Gebiet der Technik wird Leibniz durch einen Korrespondenten aus Kassel über Versuche mit einem Tauchschiff informiert. Die Technik des Tauchvorganges entsprach im wesentlichen der U-Boottechnik des 20. Jahrhunderts.
Der dritte Teil des Vortrags wendet sich am Beispiel der mathematischen Schriften (aus den Jahren 1672-1676) einzelnen Arbeitsschritten der Edition zu. Mitunter müssen von Leibniz zerschnittene und im Nachlass verstreut aufbewahrte Papierstücke zusammengefügt werden. Die Datierung der Texte kann manchmal nur mit Hilfe von Untersuchungen des Papiers (z. B. auf Wasserzeichen) durchgeführt werden. Zuletzt muss der von Leibniz oft mit eigenwilligen und spontan erfundenen Symbolen oder graphischen Besonderheiten gestaltete Text in das Layout einer Druckausgabe übergeführt werden.
H.-J. H. / J. G. O'H. / S. P.
Mittwoch, den 12. November 2003
Prof. Dr. Hans Poser (Berlin):
Zum Vortrag:
Prigogine, der hier für alle Vertreter von Selbstorganisationstheorien steht, weitet seine in der physikalischen Chemie gewonnenen Resultate thesenhaft nicht nur auf biotische, sondern auch auf soziale Systeme aus. Gewiss ist das ein geeignetes Beschreibungsmodell, doch dass Harmonie durch Selbstorganisation zu verwirklichen wäre, ist ein Trugschluss. So lohnt sich ein Blick zurück auf Leibniz, dessen ganzes Denken von der Vorstellung einer universellen Harmonie geleitet ist. Dabei soll es nicht um die prästabilierte Harmonie gehen, sondern um unsere Verpflichtung zur Vergrößerung der Harmonie in unserem Handeln – ein Prinzip, das als Prinzip des Zusammenstimmens bei Wolff zentral werden sollte.
H. P.
Dienstag, den 14. Oktober 2003
Prof. Dr. Oskar Negt (Hannover):
Zum Vortrag:
Es geht um die Bedeutung von Arbeit für die Identitätsbildung der Menschen und für die Entwicklung einer gesellschaftlichen Realität, die einem Prozess der Selbstzerrissenheit unterliegt. Ich will die Probleme der Arbeitsgesellschaft in einem kulturellen Zusammenhang erörtern, der die Neubegründung von Verantwortungsethik einbezieht.
O. N.
Donnerstag, den 17. Juli 2003
Prof. Dr. Dr. h. c. Konrad Cramer (Göttingen):
Zum Vortrag:
Der Vortrag beschäftigt sich in systematischer Perspektive mit der Rezeption der Philosophie Spinozas unter dem Titel Philosophie der All-Einheit in der klassischen Periode der deutschen Literatur (Lessing und Goethe) und der an einer Kritik an der kantischen Philosophie orientierten Philosophie an der Wende zum 19. Jahrhundert (Schleiermacher und Jacobi). Dies geschieht im Ausgang von Schleiermachers berühmter Bezugnahme auf Spinoza in den Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern und soll einer Entscheidung über die Triftigkeit der Interpretation von Spinozas Ontologie als Pantheismus den Weg weisen.
K. C.
Donnerstag, den 26. Juni 2003
Prof. Dr. Dirk Hoeges (Hannover):
Zum Vortrag:
Der Vortrag gilt einem Postulat moderner Geschichtswissenschaft, das frühzeitig in ein Diktum Leopold von Rankes Eingang fand. Zu ermitteln, „wie es eigentlich gewesen“, sei die Aufgabe des Historikers. In welcher Weise damit einer Reduzierung der Perspektiven und Aufgaben des Historikers und der Geschichtswissenschaft Vorschub geleistet und einer selbstgenügsamen Reduktion und Stilisierung zum Nachteil der Zunft das Wort geredet wird, steht im Zentrum der Überlegungen und Betrachtungen zum Thema.
D. H.
Donnerstag, den 15. Mai 2003
Prof. Dr. Marcelo Dascal (Tel Aviv / Leipzig):
Zum Vortrag:
Pacidius Philalethes oder Theophilus oder Guilielmus Pacidius - um einige der Pseudonyme zu benennen, die er nutzte - stammte ursprünglich aus Leipzig, wo er als Gottfried Wilhelm Leibniz getauft worden war. Er studierte in Leipzig, verließ aber die Stadt, in der seine Familie weiterhin lebte, als ihm die Promotion an der Universität zunächst verwehrt blieb und wurde ein bekannter und einflussreicher Denker. Die Philosophiegeschichte ordnet ihn traditionell dem Rationalismus zu, Art und Rahmen dieses Rationalismus sind jedoch im Lauf der Zeit aufgrund der Wechselfälle in Auswahl und Publikation seiner noch immer nur unvollständig veröffentlichten Manuskripte unterschiedlich bewertet worden. Im Licht der Fortschritte der Kritischen Ausgabe seiner Schriften und Briefe zeichnet sich nun ein bislang nicht gesehenes und erstaunliches Bild der Auffassung des Leipziger Philosophen von der Rationalität ab, das verschiedene Aspekte seines Denkens neu beleuchtet.
M. D.
Donnerstag, den 8. Mai 2003
Prof. Dr. Helmut Pfeiffer (Hannover):
Zum Vortrag:
Seit vielen Jahrhunderten versuchen denkende Menschen, ihren Glauben an ein göttliches Wesen durch verstandesmäßige Argumente zu unterstützen. Diese Bemühungen reichen von Aristoteles bis Kant. Der so genannte ontologische Gottesbeweis des Anselm von Canterbury, der aus der Idee eines göttlichen Wesens auf seine Existenz schließt, wurde von Descartes der mathematischen Methode unterworfen. Leibniz ergänzte Descartes' unvollständige Schlusskette. Gödel, einer der bedeutendsten Logiker des vorigen Jahrhunderts, untersuchte die logische Struktur der Vorgehensweise von Anselm, Descartes und Leibniz. Nach eigenem Bekunden wollte er nicht den Gottesbeweis auf eine sichere Grundlage stellen - ihm ging es um das logische System, in dem der Beweis geführt wird.
H. P.
Donnerstag, den 10. April 2003
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Korff (Hannover):
Zum Vortrag:
„Kritik der reinen Vernunft“, Goethe und „Werthers“ Lotte - was haben diese drei Titel gemeinsam?
Die Dinge stehen durchaus nicht in jenem Licht, das wir auf sie zu werfen gewohnt sind. Als Goethe alias „Werther“ die 19jährige Charlotte Buff zum ersten Mal sieht und die Szene im Werther festhält, vermeint er eine Idylle zu erblicken, wo in Wirklichkeit eine Notsituation vorliegt. Eine Situation zu verkennen, indem man sie literarisch verwertet, bedeutet Wünschbarkeiten in die Wirklichkeit zu bringen, nicht anders, wie es auch Leibniz in seiner Theodizee versucht, und damit anstelle der Einsicht und auch Einfühlung „dialektischen Schein“ zu erzeugen. Auch die Menschen stehen durchaus nicht in dem Licht, das wir auf sie zu richten gewohnt sind.
Mit diesem Problem beschäftigt sich Kant im Zweiten Hauptstück der Kritik der reinen Vernunft, als er die antinomische Struktur reiner Vernunfturteile untersucht und die Ursache der Fehler in der Einschätzung einer Situation in drei Schlüssen analog zur Kategorie der Modalität aufdeckt: Im kategorischen, hypothetischen und disjunktiven Vernunftschluss, den er drastisch „Euthanasie der reinen Vernunft“ (KdrV B 434 Z. 25) nennt.
Mein Vortrag könnte auch folgenden Titel tragen: Zur Erkennbarkeit der Situation / Über die unverhoffte Aktualität ästhetischer Analyse durch die „Kritik der reinen Vernunft“.
F. W. K.
Donnerstag, den 27. Februar 2003
Catherine Atkinson (Hannover):
Zum Vortrag:
Beim Stichwort Quattrocento Florenz fallen uns illustre Namen wie Lorenzo de' Medici, Ficino, Brunelleschi und Botticelli ein. Aber wie lebte der Mann auf der Straße im fünfzehnten Jahrhundert, in Tuchfühlung mit den Mächtigen und Kulturschaffenden dieser Weltstadt? Wenn die ricordanze, die Tagebücher dieser Epoche, einer mikrohistorischen und philologischen Analyse unterzogen werden, geben sie aufschlussreichen Einblick in die Mentalität des florentinischen Bürgers.
Eine besondere Stellung unter den ricordanze nimmt das Tagebuch des Bernardo Machiavelli ein, Vater des Politikers und Humanisten Niccolò Machiavelli. Juristisch Gebildeter, Gutsbesitzer und Buchliebhaber, ist Machiavelli beredter Zeuge des florentinischen Alltags, wenn auch kein Schwätzer wie der sensationsgierige Diario-Schreiber Luca Landucci. Hat man Machiavellis oft kryptische Eintragungen mit ihrer Fachterminologie und dem zeittypischen Jargon dechiffriert, geben sie den Blick frei auf einen neuen urbanen Lebensrhythmus, geprägt von Zeit- und Geldbewusstsein. Die nächste Pestepidemie, die Machiavelli mühsam überlebt, vermag diesen Rhythmus nur vorübergehend zu stören.
In Machiavellis Händen gehört das Tagebuch zum mentalen Rüstzeug des um die Zukunft besorgten, stets beschäftigten paterfamilias. Umgeben von gewieften, streitlustigen Florentinern, die einen Mitbürger nur zu gern über den Tisch ziehen, nutzt er sein Tagebuch als Experimentierfeld, auf dem Konflikte ausgetragen und Möglichkeiten des Konsenses ausgelotet werden.
C. A.